Montag, 26. Mai 2008

Die halbe Hauptstadt

Das ist Berlin. Die Hauptstadt der DDR. Die halbe Stadt. Wie ein halbes Hähnchen. Wir sagen Broiler. Mit Pommes. Auf Spießen hinter fettigem Glas. Man muss sie mit den Händen essen. Mit Messer und Gabel essen nur die Ferkel.
Ich zittere unter der Decke. Nebenan schnarchen die Eltern. Mir ist übel. Ich bin vielleicht vierzehn. (Ein großer Junge.) Ich zähle. Ich weiß: Wenn ich zähle geht es mir besser. An der Decke huschen die Lichter vorbei. Das ist Berlin. Wie ein halber Broiler. Wo ist der Fernsehturm. Dort gab es Hühnerfrikassee. Das weiße Fleisch schwamm in einem Ring aus Reis. Dazu Erbsen. Auf einem Extrateller. Der Fernsehturm dreht sich. (Guckt mal, da muss der Kuhdamm sein. Wo?) Dreht sich so langsam, dass man es gar nicht merkt. Mir wird schwindelig, weil sie mir das mit dem Drehen gesagt haben. Meine Eltern bestellen Rouladen.
Es fühlt sich anders an in Berlin. Anders als in Erfurt. Durch Erfurt fließt die Gera und es gibt Fachwerk. Im Winter wandern Schulklassen durch den Wald. Kastanien sammeln. Kastanien füttern. Ich habe noch nie einen Hirsch gesehen. Nur seine Scheiße. Wir nennen die Kügelchen Norpeln. Und klennern. Wir klennern. Das heißt: schlittern. Über zugefrorene Pfützen. Und wenn man erwischt wird, wird man an den Ohren gezogen. Oder man holt sich blaue Flecken wie Orden.
Auf dem Berliner Weihnachtsmarkt habe ich einen Spielzeugtruck gewonnen. Aus Blech und mit roten und blauen Streifen. Und man kann ihn lenken, mit einem Hebel über dem Fahrerhäuschen. Alle haben mich um meinen Gewinn beneidet. Ich hab das nicht verstanden. Da war ich noch zu klein. Das war vor Jahren. Jetzt liege ich in dem Hotel. Unter den Linden. Warum überhaupt Linden. Buchen sind auch schön. Die sind nicht so traurig. Mir ist übel.
Draußen donnern Straßenbahnen vorbei. Wie in Erfurt. Nur viel weiter weg. Gedämpft. Beruhigend. Nicht so hektisch wie in der halben Hauptstadt.
Am nächsten morgen gehen wir auf die Messe. Bunte Gegenstände. Technische bunte Gegenstände. Zu komplex für einen Vierzehnjährigen. Dabei interessiert es mich bloß nicht. Der riesige Dinosaurier im Pergamon interessiert mich mehr. Obwohl es doch nur Knochen sind. Und Naturkunde. Mit ausgestopften Tieren. Zu einem Still-Leben angeordnet. Hinter den Tieren sind schöne Landschaften an die Wand gemalt. Der Vierzehnjährige strahlt. Mir ist immer noch übel.
Abends im Theater. Schauspieler fliegen über die Zuschauer. Oh und Ah. Sie hängen an Seilen. Wie im Zirkus. Alle singen. Ich staune und sehe barbusige Frauen. Die Brustwarzen sind angemalt. Lila. Das ist also das halbe Berlin. Lila Brustwarzen und Ohs und Ahs.
Es geht mir besser. Ich habe gezählt. Einbildung, sagt die Mutter. Der Vater lacht. Ich glaube ihr. Mir ist trotzdem übel.
Wieder in Erfurt. Wieder mein Zimmer. Wieder die gedämpfte Straßenbahn. Alles ist leiser. Die Autos. Die Lichter an der Decke und die Menschen mit den Anoraks. Geht nicht nach Berlin. Bleibt da, wo es ruhig ist. Sollen sie doch. Sollen sie doch.

Montag, 5. November 2007

Vögel zwitschern

Alles neu, alles anders. Von wegen. Willst du was, kriegst du es nicht. Hast du was, dann willst du es nicht. Binsenweisheit. Aber wahr. Denk ich und warte. Gleich kommt wer.
Nach dem Gespräch müsste es mir besser gehen. Und das geht es auch. Warum flenne ich dann? Einfach so. Gefühllos. Nur meine Augen. Das Unterbewusstsein spricht durch meine Augen, ohne dass ich es merke. Bittere Wahrheiten sind mir nicht gerade neu. Auf dem Teich da drüben, sind das etwa schon Glühwürmchen? Wäre schön. Überall sitzen Menschen im Dunkeln und tuscheln. Heimlich und leise. Grüne Blätter fallen von den Bäumen. Trotz Frühling. Der Wind bläst so vorsichtig, als hätte er Angst uns zu zerbrechen.
Die Worte haben weh getan. Das hab nur ich bemerkt. Wenigstens hab ich mal was bemerkt. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Unter der Parkbank läuft eine Spinne Amok. Ich zertrete sie. Einfach so. Weil sie stört. Manchmal zertritt man die anderen. Manchmal wird man selbst zertreten und dann muss man eben warten. Ohne warten geht heute gar nichts mehr. Wer hat das noch mal gesagt?
Wir umarmen uns. Aber ich spüre nicht viel. Sollte ich? Ich trete über den Rand und stürze dahin, wo niemand ist. Wo alle Verbindungen gelöst sind und es keine Rolle spielt, ob sich hinter jeder Figur ein Bewusstsein verbirgt. Kälte braucht auch kein Bewusstsein und fühlt sich trotzdem Scheiße an. Ich sag nur, was alle sagen.
Heimwege sind immer einsam. Heimwege sollten beruhigen. Weil es spät ist und da bin ich eben müde und da werden irgendwelche Hormone ausgeschüttet. Die machen mich gleichgültig und glücklich. Zu blöd, dass die Hormone alle aufgebraucht sind, wenn der Morgen graut. Wenn mir die Sonne ins Gesicht scheint und ich im Bett schwitze, dann sind alle Verbindungen gekappt. Dann bettet mich mein Unterbewusstsein schwerelos in sein zähes Fleisch. Klebrig und muffig wie alte Wäsche.
„Ich vermisse dich.“ Das wollte ich mal jemanden sagen und hab es gelassen. Weil es zu ehrlich gemeint war. Weil ich diesen Satz niemals gleichwertig eintauschen kann. Ein stummer Blick, das ist nicht gleichwertig. Auch Kommunikation hat eine marktwirtschaftliche Bedeutung. Akademisch oder nicht, es ist jedenfalls die Wahrheit.
Ein Schuss. Vielleicht ein Feuerwerk. Wie so oft. Der Weltuntergang muss doch gefeiert werden. Übrigens: Wenn ich sterbe verschwindet die Welt. Wer hätte das gedacht. Immerhin sterben andere auch und ich bin immer noch da. Selbstüberschätzung oder Müdigkeit. Man weiß es nicht.
Ich schau mir noch ein wenig das grüne Gras an. Jeder Grashalm ist anders, aber es könnte auch jeder genau wie der andere aussehen. Es würde niemanden stören. Einzigartigkeit muss kein Muss sein. Hauptsache grün. Wenn der Wind bläst biegen sie sich alle in die gleiche Richtung. Warum tun sie das? Wer hat sie dazu gezwungen. Irgendjemand von ganz oben kann es wohl nicht leiden, wenn nicht alle dasselbe tun, wenn nicht alle gleich aussehen und trotzdem so tun als ob dem nicht so wäre. Eine einzigartige Heuchelei. Ganz oben ist doch gar nichts. Nur vielleicht das Unterbewusstsein. Das ist ganz oben. So weit, dass es niemand sieht. Es schickt manchmal einen vorsichtigen Wind der alle gleich macht.
Endlich kann ich schlafen. Endlich ist alles egal und nicht der Rede wert. Der Sack mit den Erinnerungen ist wieder verschlossen. Er liegt weich da oben und wartet, dass ich wieder komme und meine Hand hineinstecke. Wie jeden Morgen. Damit er nicht so schwer wird und herunterfällt. Ich könnte mich daran verletzen. Erinnerungen sind gefährlich, wenn sie von so weit oben auf einen fallen. Besser aufpassen und wachsam sein. Die Vögel beginnen schon zu zwitschern. Es wird Zeit. Die ganze Welt verschwindet.

Mittwoch, 29. August 2007

Eine Frage der Logik

Alle tanzen zur Musik. Ich bin alt. Heute Nacht. Sonst auch. Wenn man alt ist, fällt das Springen schwerer. Neben mir steht ein blondes Mädchen. Oder eine Frau? Ist Ansichtssache. Sie ist groß und sie ist schwer. Sie hat ein hübsches Gesicht. Wie eine Bäuerin. Und eine moderne Frisur. Ganz nah neben mir tanzt sie und unsere Blicke treffen sich. So will ich das jedenfalls. Auch einen Freund hat sie dabei. Der ist ganz dünn und überhaupt … Was soll das denn? Das mit dem Freund. Das stört doch nur, oder?
Ich konzentriere mich auf sie, weil ich es muss. Werde ich unkonzentriert, muss ich in die dunkle Seite des Raumes blicken. Auch dort wird getanzt. Dort tanzt jemand, den ich kannte. Mit langen braunen Haaren, nicht so schwer, eher dünn und leicht. Nicht so üppig. Nicht so viel Körper, nur ein hübsches Gehirn, vertraute Gedanken. Viele von den Gedanken haben einmal mir gehört. Aber ich bin nicht Besitz ergreifend. Ich kann auch Dinge verschenken, besonders solche Dinge.
(Manche Worte kommen mir schon falsch vor, während ich sie niederschreibe.)
Weg von der dunklen Ecke des Raumes und zurück zur Frau vom Lande. In meiner Hose verhärtet sich das Blut und das ist gut. Denn es macht frei. Die Kondome in meiner Jackentasche fangen an zu tanzen. Ich versuche, nicht zu weinen. Die dunkle Seite des Raums verdunkelt meinen Hinterkopf. Die vertrauten Gedanken kenne ich noch von Polen. Und ihren weißen Körper habe ich im Meer gesehen. Da hat er mich schon befremdet. Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass es immer einfach war. Achtung! Das war ein Klischee. Glaub ich.
Die Kondome sollte ich wegschmeißen. Auch wenn morgen noch ein Tag ist und Übermorgen ebenso. Und auch die Tage danach sind ja noch Tage. Ich will mich erregen, weil vertraute Gedanken einem Angst einjagen können. Niemand weint gerne vor anderen. Das sagen alle. Ich tue es und ich schäme mich. Natürlich. Aber jemand sagt, dass es nicht so schlimm ist. Das will ich aber gar nicht hören. Manche Dinge, die man hört, verursachen so komische Schmerzen. Schmerzen kann ich nicht ertragen.
Wie komme ich eigentlich auf die dunkle Seite des Raums. Kann mir das mal jemand sagen?
(Ich hab vergessen, dass hier keiner redet.)
Die tanzen alle und wenn sie fertig sind, stopfen sie sich Kondome in die Hose. Ich trauere und bin glücklich. Das erscheint nicht gerade logisch. Oder sieht das jemand anders? Aber logisch ist es doch nie. Warum sollten solche Dinge logisch sein? Dann bräuchte ich doch nicht nach Erklärungen suchen. Dann könnte ich mir diesen Text auch sparen.
Man müsste einfach gehen, aber das geht nicht. Ich bin ja am Boden angenagelt und außerdem will der Kerl mit dem Bart meine verschenkten Gedanken haben. Da bin ich nun doch Besitz ergreifend. Das ist eben eine Frage der Moral. Gefühle sollten keine Rolle spielen. Sind das etwa immer noch Tränen an meinem Zahnfleisch. Salzig. Vertraute Gedanken noch einmal teilen. Den Bart verjagen, der soll sich seine eigenen Gedanken machen. Ist ja alt genug.
Da sitz ich zu zweit und bin alleine, aber glücklich, obwohl das völlig unlogisch ist. Das werde ich am nächsten Morgen merken. Wetten? Lieber doch gehen.
Draußen ist es kalt. Und wie. Ein Abschied mit einer Umarmung. Wie üblich bei Abschiedsszenen. Umarmungen können auch Schmerzen verursachen, wenn man unsachgemäß verfährt. Und eine offene Frage auf den Mündern. Wie Dinge gemeint sein könnten.
(Dinge können doch nicht gemein sein.)
Was dahinter stecken könnte und was es zu bedeuten hat und dann wird alles wieder unlogisch und die Kondome in meiner Tasche rascheln so laut, dass es die ganze Stadt hören kann.

Freitag, 20. Juli 2007

Tanzmusik

Was passiert, wenn du vom Ende sprichst? Denk ich, statt dich zu fragen. Lieber flenn ich und bin beschämt. Vor Frauen heulen, „wo jibts denn so wat?“ ...
Noch mal von vorn. Ich hab nichts verstanden. Hab ich noch nie. Vom Ende sprechen. So was gefällt mir nicht. Hat es noch nie. Lieber gar nicht sprechen. Lieber ins Bett gehen. Lieber schlafen oder ein Buch lesen. Das ist so ähnlich wie schlafen. Kennst du Kawabata? Woher auch.
Der Raum wird auch immer kleiner oder bild ich mir das nur ein. Vielleicht werde ich einfach nur immer größer. Wie ein Lindwurm und dann schau ich runter. Von oben. Auf dich. Wie du da auf der Erde liegst. Wie eine Wanderdüne. Als Wanderdüne darf man nicht stillhalten. Auf keinen Fall. Man muss sich bewegen. Wenn du dich nicht bewegst, dann wirst du zugewachsen, von all den widerlichen Pflanzen. Dann ist es aus mit der Freiheit.
Steckt man seine Hand in die Wanderdüne, ist es erst warm und dann wird es ziemlich kalt. Ich zieh die Hand zurück. Schnell. Na, kalte Hände sind wenigstens besser als kalte Füße. Stimmt doch.
Du musst jetzt gehen. Denk ich, statt es dir zu sagen. Aus Angst sag ich eben nichts. Das war immer schon so. Da muss ich mich nicht rechtfertigen. Das muss so eine psychologische Krankheit sein.
Draußen klopfen Wassertropfen an die Fensterscheiben. Der Wind weht waagerecht am Haus vorbei und über uns knarrt der Dachstuhl. Unser Haus ächzt wie ein Schiff. Denk ich. Diesmal laut. Aber das ändert auch nichts.
Ich schieb dich zur Tür, weil du dich nicht von selbst bewegst. Aber du musst dich bewegen, sonst kommen die Pflanzen. Mit ihren langen dunklen Wurzeln. Und bohren sich in dich rein. So tief, dass du dich nicht mehr bewegen kannst. Sie krallen sich da fest, wo es am kältesten ist.
Das Fenster kracht in den Rahmen. Ende des Durchzugs. Ich hab mich erschreckt. Ich bin schreckhaft. Hab ich das schon erwähnt. Spielt natürlich keine Rolle. Keine wesentliche.
(Kann jemand außen warm und innen kalt sein?)
Draußen ist es jedenfalls warm und hier drin ist es kalt. Das Wetter spielt verrückt. Erderwärmung. Und in uns drin, da wird es immer kälter. Das nennt man Ausgleich. Harmonie. Alles kommt ins Reine. Ich fühl mich unter der Brust auch schon so kalt. Muss eine psychologische Krankheit sein.
Wir reden Morgen. Wann denn sonst? Morgen ist jedenfalls besser als gar nicht. Morgen ist immer besser. Da kann man ja schon tot sein. Wer weiß. Morgen, da kann man schon jemand anders sein. Mit einem Cowboyhut auf Büffeljagd in der Prärie. Oder im Ausguck mit einem Fernrohr, vor einem schwabbeligen Ozean. Oder ein Meerschweinchen. Lieber nicht, da könnte man verspeist werden. Gebraten.
Morgen ist gut. Da sieht alles ganz anders aus. Sag ich, statt es zu denken. Dabei denke ich sonst soviel, ohne was zu sagen. Zieh dich noch mal aus. Aber da bist du schon unter den Treppenstufen verschwunden. Das Dach knarrt weiter, als hätte es nichts gehört. Wie respektlos. Was ist das eigentlich für eine merkwürdige Musik?

Mittwoch, 18. Juli 2007

Morgen und immer

Der Mund öffnet und schließt sich, öffnet und schließt sich. Immerzu. Wie ein kleiner roter Gummiring. Schnappt auf und zu. Plappert und spuckt und schmatzt und lacht. Besser: lächelt. Na, wenigstens ein Lächeln. Warum nicht? Wenn es auch an mir vorbeizieht. Wenigstens ein Lächeln. Vorbei. Aber schön.
Ich sitze, ich fläze. Nein, ich lümmle mich auf meinem Stuhl. Verkriech mich in die Polster.
(Ich dachte immer, niemand plappert mehr als ich.)
Nicken, das geht. Und Kopfschütteln. Seltener natürlich. Es könnte sie verwirren. Es könnte sie ablenken. Es könnte sie vertreiben. Sie würde aufstehen, Jacke nehmen, verschwinden. Für kurz. Für immer. Und dann muss ich wieder den Bildschirm beglotzen und flennen wie ein Baby. Das war ein Witz. Ich glaub mir nicht.
Vielleicht Musik wechseln. Keinen Techno? Keinen Drum’n’Bass? Wie wär’s damit: Monkees. Der rote Gummiring jauchzt. Natürlich liebt sie die Hippies. Allesamt. Natürlich bin ich auch ein Hippie, aber auch ein Punk, aber auch eine virtuelle Existenz. Das sag ich aber nicht. Es könnte sie vertreiben. Das hatten wir schon mal, ich weiß.
Ich lache und ich versuche, zu beeindrucken. Indem ich zustimme.
(Es ist nicht verlogen, von etwas zu sprechen, an das man glaubt.)
Und ich glaube an das Zustimmen.
Gute Nacht. Jemand geht. Waren wir nicht allein? Hier passen doch mindestens zwanzig Leute rein. Ja, natürlich. Ich vergaß. Die anderen neunzehn hab ich vergessen. War leicht. Ich könnte mich neben sie setzen. Der Stuhl ist jetzt frei, aber ich bin zu faul. Wieder gelogen. Faul bin ich aber wirklich. Ich bleibe, wo ich bin. Lümmele und fläze. Würde ich rauchen, würde ich jetzt rauchen. Aber ich rauche nicht. Dann eben Handy nehmen. Keine SMS? Was für eine Überraschung.
Oh, sie meint mich. Jetzt kann ich zeigen, was ich kann. Reden wie ein Uhrwerk. Und von Dingen, die ich nicht erlebt habe. Vielleicht langweilt es. Mich könnte es langweilen. Vielleicht vertreib ich sie mit diesen Dingen.
(Man kann Menschen vertreiben, mit bestimmten Dingen. Das ist die Wahrheit.)
Sie lacht und ihre Haare zittern wie Laub. Wenn sie lacht, neigt sie ihren Kopf wie ein Kanarienvogel. Ich hatte mal einen. Sie lacht, ihre Haare zittern und ihre Brüste – es wäre verlogen, es nicht zu erwähnen – ihre Brüste wippen. Auf und ab. Keiner will so was bemerkt haben. Nur im Augenwinkel gesehen, oder? Auf und ab. Wo hab ich meine Gedanken? Meine Augen? Ich muss da was verwechseln. Ich zwinge meine Augen auf ihren Gummimund. Zurück auf die Plapperei.
Wir sollten gehen. Ich bleibe, weil ich mich an der Plapperei erfreue. Der schiefe Kopf beim Lachen. Wie ein Kanarienvogel. Ich liebe Tiere. Alle. Noch was trinken, noch mal Handy. Keine Nachricht. Von wem auch? Morgen müssen wir alle früh aufstehen. Ich stimme zu. Auf und ab. Na und? Brüste zu bemerken, macht mich noch lange nicht zum Ästhet. Aber nur aus dem Augenwinkel. Musik wechseln. Die CD springt. Licht dämpfen. Viel zu hell hier. Aber auch nicht so dunkel machen wie im Elefantenarsch. Auf und ab. Wie der kleine Plastikfreund vom Kanarienvogel. Der Freund, der gehackt und getreten werden will. Das muss ein Freund aushalten, wenn er aus Plastik ist.
Es tut sich was. Ich spüre es. Wenn es stärker wird, dann gehe ich natürlich. Warum es darauf ankommen lassen? Der kleine Plastikfreund wippt auf und ab. Er muss getreten werden. Das ist doch klar. Jetzt wird getanzt. Alle auf einmal. Als hätte es einen Befehl gegeben. Ich wippe mit. Im Rhythmus. Auf und ab. Den Plastikfreund treten. Ich gehe denn doch. Der Plastikfreund bleibt. Was würde ich dafür geben, an seiner Stelle zu sein. Was erleben. Den ganzen Abend auf und ab. Ich kann derweil ja schlafen. Morgen müssen alle früh aufstehen. Morgen und immer.

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