Montag, 5. November 2007

Vögel zwitschern

Alles neu, alles anders. Von wegen. Willst du was, kriegst du es nicht. Hast du was, dann willst du es nicht. Binsenweisheit. Aber wahr. Denk ich und warte. Gleich kommt wer.
Nach dem Gespräch müsste es mir besser gehen. Und das geht es auch. Warum flenne ich dann? Einfach so. Gefühllos. Nur meine Augen. Das Unterbewusstsein spricht durch meine Augen, ohne dass ich es merke. Bittere Wahrheiten sind mir nicht gerade neu. Auf dem Teich da drüben, sind das etwa schon Glühwürmchen? Wäre schön. Überall sitzen Menschen im Dunkeln und tuscheln. Heimlich und leise. Grüne Blätter fallen von den Bäumen. Trotz Frühling. Der Wind bläst so vorsichtig, als hätte er Angst uns zu zerbrechen.
Die Worte haben weh getan. Das hab nur ich bemerkt. Wenigstens hab ich mal was bemerkt. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Unter der Parkbank läuft eine Spinne Amok. Ich zertrete sie. Einfach so. Weil sie stört. Manchmal zertritt man die anderen. Manchmal wird man selbst zertreten und dann muss man eben warten. Ohne warten geht heute gar nichts mehr. Wer hat das noch mal gesagt?
Wir umarmen uns. Aber ich spüre nicht viel. Sollte ich? Ich trete über den Rand und stürze dahin, wo niemand ist. Wo alle Verbindungen gelöst sind und es keine Rolle spielt, ob sich hinter jeder Figur ein Bewusstsein verbirgt. Kälte braucht auch kein Bewusstsein und fühlt sich trotzdem Scheiße an. Ich sag nur, was alle sagen.
Heimwege sind immer einsam. Heimwege sollten beruhigen. Weil es spät ist und da bin ich eben müde und da werden irgendwelche Hormone ausgeschüttet. Die machen mich gleichgültig und glücklich. Zu blöd, dass die Hormone alle aufgebraucht sind, wenn der Morgen graut. Wenn mir die Sonne ins Gesicht scheint und ich im Bett schwitze, dann sind alle Verbindungen gekappt. Dann bettet mich mein Unterbewusstsein schwerelos in sein zähes Fleisch. Klebrig und muffig wie alte Wäsche.
„Ich vermisse dich.“ Das wollte ich mal jemanden sagen und hab es gelassen. Weil es zu ehrlich gemeint war. Weil ich diesen Satz niemals gleichwertig eintauschen kann. Ein stummer Blick, das ist nicht gleichwertig. Auch Kommunikation hat eine marktwirtschaftliche Bedeutung. Akademisch oder nicht, es ist jedenfalls die Wahrheit.
Ein Schuss. Vielleicht ein Feuerwerk. Wie so oft. Der Weltuntergang muss doch gefeiert werden. Übrigens: Wenn ich sterbe verschwindet die Welt. Wer hätte das gedacht. Immerhin sterben andere auch und ich bin immer noch da. Selbstüberschätzung oder Müdigkeit. Man weiß es nicht.
Ich schau mir noch ein wenig das grüne Gras an. Jeder Grashalm ist anders, aber es könnte auch jeder genau wie der andere aussehen. Es würde niemanden stören. Einzigartigkeit muss kein Muss sein. Hauptsache grün. Wenn der Wind bläst biegen sie sich alle in die gleiche Richtung. Warum tun sie das? Wer hat sie dazu gezwungen. Irgendjemand von ganz oben kann es wohl nicht leiden, wenn nicht alle dasselbe tun, wenn nicht alle gleich aussehen und trotzdem so tun als ob dem nicht so wäre. Eine einzigartige Heuchelei. Ganz oben ist doch gar nichts. Nur vielleicht das Unterbewusstsein. Das ist ganz oben. So weit, dass es niemand sieht. Es schickt manchmal einen vorsichtigen Wind der alle gleich macht.
Endlich kann ich schlafen. Endlich ist alles egal und nicht der Rede wert. Der Sack mit den Erinnerungen ist wieder verschlossen. Er liegt weich da oben und wartet, dass ich wieder komme und meine Hand hineinstecke. Wie jeden Morgen. Damit er nicht so schwer wird und herunterfällt. Ich könnte mich daran verletzen. Erinnerungen sind gefährlich, wenn sie von so weit oben auf einen fallen. Besser aufpassen und wachsam sein. Die Vögel beginnen schon zu zwitschern. Es wird Zeit. Die ganze Welt verschwindet.

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