Freitag, 20. Juli 2007

Tanzmusik

Was passiert, wenn du vom Ende sprichst? Denk ich, statt dich zu fragen. Lieber flenn ich und bin beschämt. Vor Frauen heulen, „wo jibts denn so wat?“ ...
Noch mal von vorn. Ich hab nichts verstanden. Hab ich noch nie. Vom Ende sprechen. So was gefällt mir nicht. Hat es noch nie. Lieber gar nicht sprechen. Lieber ins Bett gehen. Lieber schlafen oder ein Buch lesen. Das ist so ähnlich wie schlafen. Kennst du Kawabata? Woher auch.
Der Raum wird auch immer kleiner oder bild ich mir das nur ein. Vielleicht werde ich einfach nur immer größer. Wie ein Lindwurm und dann schau ich runter. Von oben. Auf dich. Wie du da auf der Erde liegst. Wie eine Wanderdüne. Als Wanderdüne darf man nicht stillhalten. Auf keinen Fall. Man muss sich bewegen. Wenn du dich nicht bewegst, dann wirst du zugewachsen, von all den widerlichen Pflanzen. Dann ist es aus mit der Freiheit.
Steckt man seine Hand in die Wanderdüne, ist es erst warm und dann wird es ziemlich kalt. Ich zieh die Hand zurück. Schnell. Na, kalte Hände sind wenigstens besser als kalte Füße. Stimmt doch.
Du musst jetzt gehen. Denk ich, statt es dir zu sagen. Aus Angst sag ich eben nichts. Das war immer schon so. Da muss ich mich nicht rechtfertigen. Das muss so eine psychologische Krankheit sein.
Draußen klopfen Wassertropfen an die Fensterscheiben. Der Wind weht waagerecht am Haus vorbei und über uns knarrt der Dachstuhl. Unser Haus ächzt wie ein Schiff. Denk ich. Diesmal laut. Aber das ändert auch nichts.
Ich schieb dich zur Tür, weil du dich nicht von selbst bewegst. Aber du musst dich bewegen, sonst kommen die Pflanzen. Mit ihren langen dunklen Wurzeln. Und bohren sich in dich rein. So tief, dass du dich nicht mehr bewegen kannst. Sie krallen sich da fest, wo es am kältesten ist.
Das Fenster kracht in den Rahmen. Ende des Durchzugs. Ich hab mich erschreckt. Ich bin schreckhaft. Hab ich das schon erwähnt. Spielt natürlich keine Rolle. Keine wesentliche.
(Kann jemand außen warm und innen kalt sein?)
Draußen ist es jedenfalls warm und hier drin ist es kalt. Das Wetter spielt verrückt. Erderwärmung. Und in uns drin, da wird es immer kälter. Das nennt man Ausgleich. Harmonie. Alles kommt ins Reine. Ich fühl mich unter der Brust auch schon so kalt. Muss eine psychologische Krankheit sein.
Wir reden Morgen. Wann denn sonst? Morgen ist jedenfalls besser als gar nicht. Morgen ist immer besser. Da kann man ja schon tot sein. Wer weiß. Morgen, da kann man schon jemand anders sein. Mit einem Cowboyhut auf Büffeljagd in der Prärie. Oder im Ausguck mit einem Fernrohr, vor einem schwabbeligen Ozean. Oder ein Meerschweinchen. Lieber nicht, da könnte man verspeist werden. Gebraten.
Morgen ist gut. Da sieht alles ganz anders aus. Sag ich, statt es zu denken. Dabei denke ich sonst soviel, ohne was zu sagen. Zieh dich noch mal aus. Aber da bist du schon unter den Treppenstufen verschwunden. Das Dach knarrt weiter, als hätte es nichts gehört. Wie respektlos. Was ist das eigentlich für eine merkwürdige Musik?

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